Share... und die kleinen Geheimnisse unserer lieben Thaifrauen! - THAIFRAU GUIDE

Ein Artikel von Wolfgang Payer

Wer von uns mit einer Thai befreundet oder gar verheiratet ist, wird im Laufe der Beziehung öfter mal auf gewisse Dinge stoßen, die er schwerlich versteht, oder auch gar nicht verstehen soll. Natürlich hat jeder Mensch sein kleines Geheimnis das der Partner noch nicht kennt.
Während wir Männer aber eher dazu neigen uns zu offenbaren, bzw. uns leicht aushorchen lassen, verstehen es unsere Frauen besser, ihre kleinen Geheimnisse geschickt vor uns zu verbergen.

Es beginnt schon damit, dass viele (in Deutschland lebende) Thai es immer noch nicht gerne sehen, wenn ihr Partner die thailändische Sprache erlernen möchte.
Erstmal unverständlich, aber wahr!
Sie befürchten nämlich, versehentlich einige ihrer kleinen Geheimnisse preiszugeben, wenn der Partner plötzlich jedes Wort verstehen kann. Viel lieber plaudern sie gerne unbehelligt mit ihren Freundinnen über ihre kleinen Geheimnisse. Und ein Farang der allzu viel mitbekommt, passt da nicht ins Konzept. Deshalb zieht die eine oder andere Thai es vor, ihren Freund oder Mann in gewissen Dingen so dumm wie möglich zu halten.

Worüber ich heute hier schreibe, ist eines der kleinen Geheimnisse der Thai, in die man als Farang nur äußerst schwer Einblick bekommt.
Es handelt sich hierbei um das Share-Spiel! (Thai: Lenn Share)

Fast jeder Farang hat schon davon gehört oder zumindest mitbekommen, wie sich Thai untereinander darüber unterhalten haben. Aber wer von uns weiß denn tatsächlich, was sich genau hinter dem Share-Spiel verbirgt? Ist es tatsächlich ein Spiel und wenn ja, wie funktioniert es?

Ich selbst muss gestehen, dass ich bis vor ein paar Jahren auch nicht genau wusste, wie Share genau funktioniert. Obwohl ich nun schon so viele Jahre mit Thai zusammen bin, wusste ich nur sehr oberflächlich Bescheid. Nur gerade soviel, wie ein Farang wissen darf, aber eben keine Details. Und jedes Mal wenn ich von irgendeinem Thai versucht habe genaueres zu erfahren, wurde abgeblockt und mir eine unzufriedenstellende Antwort gegeben. Aber warum? Was ist denn daran nun so geheimnisvoll?
Nun, darauf werde ich im Laufe dieses Artikels noch genauer eingehen.

Da Thai diesbezüglich also nur sehr ungern Aufklärungsarbeit leisten, machen wir es deshalb hier über den FARANG, sozusagen von Farang zu Farang!

Angefangen hat es einmal damit, dass ich mich wunderte, wie einige Thai aus meinem Bekanntenkreis urplötzlich -von heute auf morgen- über größere Mengen Bargeld verfügten, obwohl hinreichend bekannt war, dass so mancher von denen, finanziell aus dem letzten Astloch pfiff, also keene Kohle uff der Tasche hatte -wie der Berliner sagt-! Meine Neugier verführte mich dazu, genauer nachzuhaken und als Antwort bekam ich meist immer nur ein einziges Wort: "Share"!
Ich wollte es nun wirklich mal genauer wissen, was es mit dem Share auf sich hat und habe deshalb etwas tiefgründiger recherchiert und dann interessehalber auch an einem Share-Spiel teilgenommen (Besser gesagt: Ich durfte teilnehmen)! Deshalb kann ich nun all denjenigen, die darüber auch schon immer mal genauer Bescheid wissen wollten, die Antwort dazu liefern:

Klären wir erst einmal, was das Share-Spiel eigentlich ist. Ist es denn nun tatsächlich ein Spiel?
Klare Antwort: NEIN! Share ist ein privates Kreditgeschäft!

Der Ausdruck "Share" (gesprochen: Schär) ist ein englischer Begriff, der in den thailändischen Sprachgebrauch übernommen wurde. Es bedeutet: teilen, bzw. etwas aufteilen.
Doch warum sprechen die Thai von "lenn Share", also vom "Teilen spielen"?
Nun, dazu muss man wissen, dass das Wort "lenn" (spielen) in der Thaisprache eine weitläufigere Bedeutung hat als in unserem Sprachgebrauch.
So sprechen die Thai z.B. auch von: "Ginn lenn" (Essen spielen).
Gemeint ist aber damit: eine kleine Zwischenmalzeit (also ohne Reis) zu sich nehmen oder etwas knabbern!
Oder auch:
dörn lenn (Spazieren gehen, bummeln, schlendern) oder...
Puhd lenn (etwas Lustiges erzählen, einen Witz machen, Quatsch reden) usw.

Der Thai spricht also vom spielen, obwohl es nicht wirklich was mit einem Spiel zu tun hat.
Genauso ist es auch beim Share-Spiel. Es ist eigentlich kein Spiel.
Da aber die Thai vom Share spielen sprechen, werde ich es also in meinen weiteren Ausführungen hier ebenso tun.

Jetzt wäre schon mal geklärt was Share ist. Interessant wäre es zu wissen, woher das Share-Spiel ursprünglich stammt und bis in welche Zeit es zurück zu verfolgen ist. Doch leider konnte bisher keiner der von mir befragten Thai, dazu eine konkrete Erklärung abgeben. (Vielleicht weiß es ja einer der Leser hier und liefert uns die fehlenden Informationen?)
Zumindest konnte ich in Erfahrung bringen, dass man Share in Thailand schon seit vielen, vielen Jahrzehnten (oder gar noch länger) spielt. In jeder Provinz des Landes, in jedem noch so kleinen Dorf wird Share von erwachsenen Personen, ob Jung oder Alt, ob Arm oder Reich, gespielt. Der soziale Status spielt dabei keine Rolle. Arme Menschen spielen es eben unter ihres Gleichen mit einem geringen Einsatz, Reiche dagegen mit einem höheren.
Begonnen hatte es (so die Aussage einiger Thai) unter den armen Menschen Thailands, die aufgrund fehlender Sicherheiten keinen Kredit von einer Bank bekamen. Mit dem Share-Spiel hatten sie sich somit eine Möglichkeit geschaffen, kurzfristig und unbürokratisch über größere Mengen Bargeld verfügen zu können. So konnte sich dann auch mal eine arme Familie ihr kleines Grundstück mit Häuschen leisten oder die teure Hochzeitsfeier eines der Kinder finanziert werden.

Es gibt mehrere Arten Share zu spielen. Die geläufigste werde ich nachfolgend erläutern.

Wenn nun Leute etwas tun, ergibt sich automatisch die Frage nach dem WARUM?
Warum die Thai nun Share spielen wird besser ersichtlich, wenn wir also erst einmal darüber reden, wie Share nun wirklich funktioniert:

1. Worum es beim Share geht:

  • Es geht um Geld - meistens sogar um sehr viel Geld.
  • Es ist ein Kreditgeschäft zwischen Privatpersonen untereinander.
  • Wie auf einer Auktion, kann jeder das eingebrachte Share-Geld ersteigern.

2. Der Sinn des Spieles ist es:

a) möglichst schnell und unkompliziert an größere Mengen Bargeld zu kommen, oder.....
b) einen möglichst billigen Kredit zu erhalten, oder........
c) sein Geld für sich arbeiten zu lassen und hohe Zinserträge zu erwirtschaften.

3. Die Teilnehmer:
Eine Spielgruppe besteht aus meistens 10 bis ca. 30 Personen, die sich im Regelfall gut untereinander kennen. Fremde dürfen nicht teilnehmen!

4. Der Tau (Spielleiter, Bankhalter):
Damit das Share funktioniert, bedarf es eines Share-Leiters. (Thai: Tau-Share)
Dieser stellt die Teilnehmer zusammen, bestimmt den Spieleinsatz und die Spieldauer, vereinnahmt die Gelder, nimmt die Geldauszahlungen vor, und überwacht das Share. Außerdem steht er dafür gerade, dass sich alle Teilnehmer an die mündlichen Vereinbarungen halten. (Mehr dazu weiter unten!)

5. Die Regeln:
Es gibt weder einen schriftlichen Vertrag noch eine Bürgschaft. Jeder Teilnehmer verpflichtet sich mit seinem Wort, die Regeln einzuhalten.
Diese sind:

  • Den vereinbarten Einsatz pünktlich einzubringen
  • Die zugesagten Zinsen zu bezahlen
  • Das Spiel bis zum vereinbarten Ende mitzuspielen
  • Diskretion zu wahren

6. Die Spieldauer:
Diese ist abhängig von der Anzahl der Teilnehmer. Handelt es sich z.B. um ein Monats-Share, dauert das Spiel so viele Monate wie Teilnehmer vorhanden sind. Bei 20 Teilnehmern also 20 Monate. Das Monats-Share wird meistens von Personen gespielt, die über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. Tagelöhner oder z.B. thailändische Marktfrauen spielen untereinander eher das Tages-Share, welches meistens innerhalb einiger Tage beendet ist. 20 Teilnehmer spielen demnach 20 Tage. Dabei muss dann täglich eine bestimmte Summe einbezahlt werden, die auch täglich von einem Mitspieler ausgelöst wird.

7. Der Spieleinsatz:
Wird vom Tau (Spielleiter) vor Beginn festgelegt. Nach oben sind keine Grenzen gesteckt.
Beispiel: Der Tau legt fest, dass es sich um ein Monats-Share handelt und insgesamt 20 Personen daran teilnehmen. Der Spieleinsatz pro Person wird auf 100 Euro monatlich festgelegt. Jeder Teilnehmer muss also während der 20-monatigen Spieldauer 2.000 Euro einbringen, die dann in einen symbolischen Pott eingezahlt werden. Dieser Pott wird dann Monat für Monat von jeweils einem der Teilnehmer ausgelöst, der dafür auch Zinsen an die anderen bezahlen muss.

8. Die Zinsen:
Wie bei jedem anderen Kreditgeschäft läuft also auch hier nichts ohne Zinsen. Nur eben, dass diese nicht festgeschrieben, sondern variabel sind. Je nach Bedürftigkeit der einzelnen Teilnehmer kann man den Pott zu einen supergünstigen Zinssatz oder auch zu einem Wucherzins auslösen. So unwahrscheinlich es sich anhört, aber den Zinssatz bestimmt der "Kreditnehmer" selbst.

9. Das Share-Meeting:
Dabei trifft sich die Gruppe regelmäßig zu den vorher vereinbarten Zeiten und verhandelt durch eine geheime Zettelabgabe über die Auslösung des Potts.

10. Das Rotationsprinzip:
Während der vereinbarten Spieldauer, kann und muss jeder Teilnehmer, den Pott ein Mal auslösen. Wann er dies tut bleibt jedem selbst überlassen. Nur wer mit mehr als dem 1-fachen Einsatz spielt, kann dementsprechend öfter den Pott auslösen. (dreifacher Einsatz = drei Mal auslösen)

11. Das Auslösen des Potts:
Jeder Mitspieler erhält einen Zettel, auf dem er außer seinem Namen, heimlich eine Zahl (z.B. 10 Euro) schreibt. Jeder entscheidet für sich selbst, ob er und wenn ja, wie viel er auf seinen Zettel schreibt. Wer das Geld also noch nicht benötigt, gibt keinen Zettel ab. Wer hingegen auf einen billigen Kredit spekuliert, schreibt eine geringe Summe (z.B. 1 Euro) auf sein Papier. Mit etwas Glück ist er der Höchstbieter.
Der Teilnehmer mit dem höchsten Zinsgebot erhält die komplette Summe die sich im Pott befindet.
Bieten zwei oder mehrere Teilnehmer den gleichen Zins (vorausgesetzt es ist der höchste) müssen diese noch einmal untereinander in einer gesonderten Zettelabgabe neue, höhere Zinsangebote machen.

12. Die Kreditrückzahlung:
Natürlich bekommt niemand etwas geschenkt und das ausgelöste Geld muss
-zuzüglich der zugesicherten Zinsen- wieder zurückbezahlt werden. Doch dies geschieht eben ratenweise, indem jeder Teilnehmer (auch derjenige, der den Pott ausgelöst hat) monatlich weiterhin seinen vereinbarten Einsatz zuzüglich der versprochenen Zinsen bezahlt.

13. Das Spielende:
Das Spiel ist beendet, wenn alle Teilnehmer nach Ablauf der Spieldauer den Pott -jeweils entsprechend ihres Einsatzes- ein Mal ausgelöst haben.


Soweit erstmal wie Share funktioniert. Verstehen muss man es deswegen aber trotzdem noch nicht. Deshalb nachfolgend ein Rechenbeispiel:

Beispiel:
Der Tau hat festgelegt, dass am Monats-Share 20 Personen teilnehmen. Jeder bringt also seinen monatlichen Einsatz von 100 Euro. Also stehen Monat für Monat 2.000 Euro zur Disposition. Im 1. Monat hat einzig allein der Tau das Privileg, den Pott für sich zinslos zu vereinnahmen. Erst im darauf folgenden Monat steht der Pott den anderen Mitspielern zur Verfügung.
Im 2. Monat, möchte nun Spieler A gerne über dieses Geld verfügen, da er beabsichtigt, bald nach Thailand zu fliegen und die Reisekasse noch recht mager ist. Es kann aber sein, dass gerade im gleichen Monat aber auch noch andere Mitspieler den Pott gerne auslösen möchte. Also müssen diese 2.000 Euro eben meistbietend versteigert werden.
Spieler A möchte natürlich nicht allzu viel Zinsen bezahlen aber trotzdem das höchste Zinsgebot abgeben, da er nur so sicherstellt, dass er das Geld auch tatsächlich bekommt. Wie schon in Punkt 11 beschrieben, werden also die Zinsgebote heimlich abgegeben und man weiß nicht wer noch mitbietet und auch nicht wie hoch die Gebote sind. Jeder der 20 Leute erhält einen Zettel und kann darauf sein Zinsgebot aufschreiben. Nehmen wir also einfach mal an, dass Spieler A mit 10 Euro das höchste Angebot abgegeben hat. Er hat -wie jeder andere- seine 100 Euro Einsatz geleistet und erhält nun die 2.000 Euro im Pott. In diesen Monat ist die Angelegenheit für ihn erstmal erledigt. Er kann verreisen.
Im nächsten Monat darf er sich jedoch nicht mehr an der Zinsschreibung beteiligen, da er bis zum Spielende kein Anrecht mehr auf den Pott hat. (Siehe Punkt 10)
Im darauffolgenden 3. Monat erzielt nun Spieler B mit seiner Zinsschreibung (7 Euro) das höchste Gebot. Er erhält nun die 2.000 Euro, zusätzlich der 10 Euro Zinsen von Spieler A.
Im 4. Monat ist Spieler C der Meistbietende und bekommt zuzüglich zum Pott noch 10 Euro von Spieler A und 7 Euro von Spieler B.
Das Ganze geht so lange weiter, bis alle Teilnehmer 1 Mal an der Reihe waren und den Pott ausgelöst haben.
Zinsen kassieren kann bei dieser Spielweise also immer nur derjenige, der gerade den Pott auslöst und zwar nur von all diesen Personen, die vor ihm an der Reihe waren.
Den Reibach machen deshalb diejenigen, die während der Spieldauer immer nur einen niedrigen Zins (z.B. 1 Euro) geboten haben und deshalb erst zum Schluss an der Reihe sind. Von den anderen vorhergehenden Spielern aber haben sie höhere Zinsen kassiert.
Der letzte Teilnehmer der den Pott auslöst, braucht logischerweise kein Zinsgebot mehr zu schreiben, da außer ihm ja keiner mehr im Spiel ist.

Jetzt noch einiges zum Tau (Spielleiter):
Der Tau ist also derjenige, der eine Spielrunde ins Leben ruft. Wie schon erwähnt, hat er gewisse Privilegien gegenüber den anderen Teilnehmern. Er kann als erster über den Pott verfügen und muss dafür keine Zinsen bezahlen! Ferner sucht er sich seine Mitspieler selbst aus. Wer mitspielen möchte kann den Tau bitten, ihn in die Gruppe aufzunehmen. Ob er das tut oder nicht hängt aber ganz davon ab, wie gut er diese Person kennt und für wie kreditwürdig er sie einschätzt. Da der Tau gegenüber allen anderen Mitspielern für jeden einzelnen gerade stehen (also bürgen) muss, wird er sicherlich nur denjenigen mitmachen lassen, von dem er weiß, wo dieser wohnt und arbeitet. Meistens kennt er sogar auch den thailändischen Wohnsitz der Mitspieler. Sollte also einer der Mitspieler den Pott auslösen und sich dann aus dem Staub machen, muss der Tau zusehen, wie er das Geld eintreiben kann. Bis dahin muss er es also selbst für die monatliche Einlage und auch den Zinsen des Mitspielers gerade stehen. Doch Thailänder wären nun mal keine echten Thai, wenn sie nicht selbst in solchen Situationen noch ein As im ärmel hätten.....
So klein kann kein Loch der Welt sein, in dem sich der Betrüger verstecken müsste, wenn er nicht gefunden werden möchte.

So wie aber der Tau es ablehnen kann gewisse Mitspieler in die Gruppe aufzunehmen, kann es aber auch vorkommen, dass selbst spielinteressierte Personen es ablehnen mitzumachen, wenn sie erfahren, wer der Tau ist. Gewisse Personen (die sich schon als Tau versucht haben) haben nämlich in Thaikreisen einen schlechten Ruf, weil sie nicht zu ihrer Bürgschaftsverpflichtung gestanden sind. So etwas spricht sich dann ganz schnell herum.

Das Spiel funktioniert also nur dann, wenn jeder fair mitspielt!

Apropos Fairness:
So nach und nach wird auch langsam klar, warum die Thai das Share mehr als ein Spiel, als wie ein Geschäft ansehen. Es ist nämlich ein Spiel mit Menschen, Schicksalen und Zahlen! Wie fast überall im Leben, wird auch hier mit allen möglichen (legalen) Mitteln getrickst.
Einige der Mitspieler zielen durch ihre Teilnahme am Share darauf ab, möglichst hohe Zinsen für ihre gemachte Einlage zu kassieren. Und dabei lassen so manche eben ihre List spielen.
Beispiel:
Spielerin X (die nur am Share wegen der Zinsgewinne teilnimmt), erzählt einer Freundin im Vertrauen, dass sie beabsichtige, bald nach Thailand zu fliegen um sich dort nach einem geeigneten Baugrundstück umzusehen. Dass dies nicht stimmt weiß nur sie selbst. Wer Thai kennt, weiß, das nichts im Verborgenen bleibt uns sich dieses Gerücht bald herumgesprochen hat. Ihre Mitspieler -die vom geplanten Grundstückskauf nun Wind bekommen haben- gehen nun davon aus, dass sie wahrscheinlich im kommenden Monat versuchen wird den Share-Pott auszulösen. Auch Spieler Y hat davon gehört und kommt deshalb ganz schön ins Schwitzen - er hat nämlich hohe Schulden, die er dringend ablösen muss. Und dazu braucht er ganz dringend im nächsten Monat das Geld aus dem Pott. Er befürchtet nun, dass Spielerin X ein ernstzunehmendes Zinsgebot abgeben wird, welches er demzufolge überbieten muss. So wie er die Spielerin X kennt, vermutet er, dass sie so zwischen 10 und 15 Euro bieten wird. Er überlegt nun, ob er deshalb besser 16 Euro bieten soll. Doch die Sache wäre für ihn zu gewagt und um nun sicher zu gehen, dass Spielerin X den Pott auf keinen Fall bekommt, schreibt er also lieber 20 Euro auf seinen Zettel.
Am Tag der Pott-Auslösung erfährt Spieler Y, dass er das höchste Gebot abgegeben hat und somit den Pott erhält. Seine Rechnung ist also aufgegangen - Er kann seine Schulden bezahlen! Aber auch Spielerin Y kann triumphieren. Durch ihre kleine List konnte sie Spieler Y dazu verleiten, mehr Zinsen als geplant anzubieten, wovon sie nun letztendlich profitiert.

Nun stellen wir uns einmal vor, dass dieser Trick nicht nur von einem Spieler sondern von mehreren gleichzeitig angewendet wird. Jeder hat natürlich eine andere Story auf Lager, nur weiß eben keiner was stimmt und was nicht stimmt. Dann kann es ganz schnell vorkommen, dass die Zinsgebote gewaltig nach oben schnellen. Und auf die lange Spieldauer gesehen, ist es dann am Ende für einige Spieler eine teure- für andere eine rentable Angelegenheit.
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Jetzt wissen wir also wie Share funktioniert.

Bleibt abschließend nur noch die Frage zu klären, warum die wenigsten Thai darüber Auskunft geben und auch nur allzu ungern einen Farang in ihre Spielrunde mit aufnehmen?
Tja, nun kommen wir wieder zu unseren eingangs erwähnten Geheimnissen der Frauen. Die wenigsten Männer wissen, dass ihre lieben Gattinnen einen Teil des Haushaltsgeldes dazu abzwacken, um es in das Share zu investieren und sie sollten es auch möglichst nicht erfahren. Außenstehende (was wir Farangs ja wohl sind) könnten sich als Plaudertasche outen, und diesem unwissenden Ehemann mitteilen, was seine Frau so treibt.
Interessant wird es aber erst so richtig, wenn nun diese Hausfrau, das Share-Geld auslöst und sich heimlich davon etwas kauft (Grundstück in Thailand o. ä.) von dem ihr Mann nichts weiß. Sollte er es später erfahren, könnte der schönste Ehekrach aufkommen.
Um all dies zu vermeiden, deckt man das Tuch der Unschuld über alles, stellt sich unwissend (Share - Was ist das?) und lässt uns Farangs genauso dumm sterben wie wir waren, bevor wir unsere Thaifrau kennen lernten!


Für so manchen Leser mag sich all das anhören, als ob es sich um "Peanuts" handeln würde. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass ich bewusst ein niedriges Beispiel mit eher geringfügigen Summen gewählt habe.
Tatsächlich ist es aber keine Seltenheit, dass Share-Spielrunden aus 30 Teilnehmern bestehen und ein Einsatz von monatlich 500 Euro pro Person gezahlt wird. Beim Auslösen des Potts stehen dann Monat für Monat sage und schreibe 15.000 Euro (!!!) zur Disposition! Selbstverständlich bewegen sich dann auch die Zinsschreibungen in höheren Dimensionen (u. U. im Hunderterbereich) und dann kann man vielleicht eher nachvollziehen, dass dieses Spiel für manchen Teilnehmer ein lukratives Geschäft ist.

Bei diesen Summen gibt’s dann schon eher mal feuchte Augen. Der eine, weil ihm die Freudentränen im Gesicht stehen, wegen der hohen Zinserträge die er kassiert und der andere, weil er sich selbst in ein Zins-Fiasko hineinmanövriert hat, an dem er bis zum Ablauf des Spiels mächtig zu knabbern hat. Es ist also ein Geben und ein Nehmen!

Ein letzter guter Rat: Dieser Bericht soll lediglich aufklären aber niemanden dazu verleiten nun unbedingt am Share teilzunehmen. über das Share-Spiel hat sich schon so mancher finanziell gesund gestoßen aber es hat auch vielen anderen Haus und Hof gekostet. Neulich sagte mir ein Thai, dass er in all den Jahren mehrere Zigtausende Euro verloren hat, weil eben –wie schon erwähnt- nicht jeder Mitspieler korrekt zu seiner Zahlungsverpflichtung gestanden hatte. Darum sollte man es sich gut überlegen, ob und wenn ja mit wem, man Share spielt.

© 2003, Wolfgang Payer

Wolfgang Payer betreibt in Pattaya eine Sprachschule, Kochschule und ein Apartmenthaus (nicht nur für seine Schüler). Hier findet ihr Infos zu seinen Deutsch-Sprachkursen (u.a. Start Deutsch 1, A1-Goethe-Test) sowie Thai- und Englischkurse für Deutschsprachige und Thais.

Dieser Beitrag erschien im Original bei www.Thaifrau.org